Kreisgruppe Recklinghausen

Alles über die große Fällaktion

Über achtzig 100jährige Bäume in Gefahr

 (OG Gladbeck)

Rote Markierung an über 80 Bäumen

Die Anwohner/innen in der Nachbarschhaft des 5 ha großen Buerschen Wäldchen an der Gecksheide trauten Anfang Januar ihren Augen nicht. Mehr als 80 gesund aussehende 100jährige Buchen und Eichen hatten vom ZBG (Zentraler Betriebshof Gladbeck) die gefürchtete rote Markierung erhalten: wird gefällt (Foto).

Die entstehende Aufregung nahmen die Grünen, deren Fraktionsvorsitzender zur Nachbarschhaft zählt, zum Anlass, zu einer Bürgerversammlung vor Ort einzuladen, um von den Vertretern des ZBG eine Erklärung zu erhalten. An einem kalten Dienstagnachmittag fanden sich knapp 70 meist ungehaltene, aber disziplinierte Anwohner/innen ein.

 

Bauen am Waldrand macht Rückschnitte erforderlich

Die Vorgeschichte: Um das Jahr 2017 hat die Stadt eine waldrandnahe Bebauung am Ludwig-Bette-Weg erlaubt. Einige neue Bewohner/innen fühlten sich bald nach Einzug von überhängenden Ästen einiger Bäume am Grundstücksrand gefährdet und wünschten Sicherheit. Da die Bäume des Buerschen Waldes städtisches Eigentum sind, sah sich die Verwaltung gezwungen, den notwendigen Rückschnitt vorzunehmen. Es blieb aber nicht bei einem Rückschnitt, dieser war laufend erforderlich und verursachte damit unerwünschte Kosten. Das war dem ZBG dann im letzten Jahr zuviel und er entschied, die Bäume zu fällen. Offenbar kam man dann zu dem Schluss, dass sich die Fällaktion lohnen müsse, und so sollen nun auch solche Bäume weichen, die die Grundstücke gar nicht bedrohen, über 80 stattliche Exemplare.

 

Warum die Verwaltung 80 Bäume fällen will

An jenem kalten Winternachmittag begannen die städtischen Vertreter den frierenden Anwohner/innen zu erklären, warum die Fällung unabwendbar wäre. Sie sei für die Verkehrssicherheit für die Bewohner der Grundstücke zwingend. Nur die erste Reihe an den Grundstücksrändern zu fällen, reiche aber nicht, da Buchen nur in Gruppen gut wächsen. Die zurückbleibenden Buchen bekämen einen Sonnenbrand, und würden dann auch absterben. Deswegen müssten auch die anderen Bäume der Gruppe weichen. Auf den Zwischenruf, ob Gutachter befragt worden seien, gab die Verwaltung zur Antwort, dass das der ZBG selbst entscheidet. Ein Anwohner bemerkte wohl zu Recht, dass die Verwaltung mit dem Holz sehr viel Geld machen wird. Antwort des ZBG: Die Fällaktion koste ja auch viel Geld.

 

Bezirksförster wohl ahnungslos, BUND dagegen

Der ebenfalls anwesende Bezirksförster referierte anschließend allgemein über Waldpflege, ohne auf die konkreten Probleme einzugehen, die er offensichtlich nicht im Detail kannte. Die Vertreterin des BUND Gladbeck sprach sich für den Erhalt der Bäume aus. Jeder einzelne Baum sei wichtig. Deswegen solle man die freigestellten Buchen nicht im Vorgriff fällen, sondern sie mit einem Schutzanstrich versehen, so wie es auch in Zweckel gemacht worden sei. Warum über den konkreten Anlass hinaus soviele weitere Bäume weg sollen, sei überhaupt nicht zu begründen. Die städtischen Mitarbeiter wollten sich auf solche Argumente nicht einlassen und lehnten einen Schutzanstrich ab (zu teuer?). Stattdessen wolle man bereits vorhandene Jungpflanzen schonen und junge Bäume hinzupflanzen. Dem hielt der BUND entgegen, dass es mindestens 500 Jungbäume brauche, um den Verlust einer einzigen 100jährigen Buche auszugleichen.

Obwohl die Argumente der Stadt bei den Zuhörenden viel Unmut auslöste, blieb die Atmosphäre ruhig und sachlich.

 

Grüne werden sich nicht gegen das Abholzen wehren

Zur Überraschung der meisten Zuhörenden schloss sich der Fraktionsvorsitzende der Grünen den Ausführungen der Verwaltung an und meinte, wenn die Fachleute des ZBG das so sehen, dann könne man als Bürger wohl nichts mehr machen. Eine Grünen-Wählerin unter den Anwesenden war schockiert, eine andere Stimme, offenbar verzweifelt, rief: Wenn selbst die Grünen hier nichts tun, wen soll man denn dann noch wählen? Es stellt sich tatsächlich hier die Frage, ob man besorgte Bürgerinnen und Bürger so zurücklassen kann.

 

Zum Artikel über die erfolgreiche Unterschriftenaktion für Erhalt der Altbäume im Buerschen Wäldchen, hier.

Unterschriftenaktion für Erhalt der Altbäume

 (OG Gladbeck)

Für Sonntag, 21. Januar 24, hatte der BUND Gladbeck zu einer Unterschriftenaktion an gleicher Stelle wir dem Treffen mit dem ZBG vom Dienstag, 16.1.24 durch Aushang an Bäumen und Einwurf von Flyern eingeladen. Es kamen gut 70 AnwohnerInnen, die sich in eine Protest-Unterschriftenliste eintrugen. Sie wird am Montag der Bürgermeisterin bei ihrem "Halbzeitgespräch" ihrer Amtszeit von BUND-Vertreterinnen und Anwohnern übergeben.

 

Zum Artikel wie der Bürgerprotest weiter geht, siehe hier.

Für Sonntag, 21. Januar 24, hatte der BUND Gladbeck zu einer Unterschriftenaktion an gleicher Stelle wir dem Treffen mit dem ZBG vom Dienstag, 16.1.24 durch Aushang an Bäumen und Einwurf von Flyern eingeladen. Es kamen gut 70 AnwohnerInnen, die sich in eine Protest-Unterschriftenliste eintrugen. Sie wird am Montag der Bürgermeisterin bei ihrem "Halbzeitgespräch" ihrer Amtszeit von BUND-Vertreterinnen und Anwohnern übergeben.

Beim Halbzeitgespräch der Bürgermeisterin am 22.1.24 übergab die Sprecherin des BUND Gladbeck, Sabine Höfle-Czekalla, Frau Weist eine Liste mit ungefähr 100 Unterschriften gegen die Fällung von über 80 älteren Buchen und Eichen im Buerschen Wäldchen. Der BUND hatte sie am Sonntag, 21.Januar, nach dem von den Grünen initiierten Ortstermin mit dem ZBG am 16.1., gesammelt. Die Argumente des ZBG mit Verkehrssicherungspflicht und Krankheit der Bäume hatten die AnwohnerInnen nicht überzeugt.

Eigentlich sollte die Fällung laut ZBG am kommenden Wochenende beginnen. Aber die Unterschriftenliste hat die Bürgermeisterin offensichtlich beeindruckt, so dass sie am Dienstag, 23.1., mitteilen ließ, dass die Fällung erst einmal gestoppt und ein Gutachten in Auftrag gegeben werde. Außerdem droht er mit der Sperrung des Wäldchens bis zum Herbst "wegen der Verkehrssicherungspflicht".

Der BUND erwartet, dass bei dem Gutachten die ökologischen Leistungen der bedrohten Bäume für das Mikroklima der angrenzenden Siedlung Berücksichtigung finden und auf „prophylaktische“ Fällungen (die Bäume könnten demnächst krank werden o.ä. ) oder wirtschaftliche Erwägungen verzichtet wird.

Der Protest im Buerschen Wäldchen gegen die vom ZBG geplante „Holzaktion“ hört nicht auf.

Am Sonntag, 28.1., trafen sich erneut, und zwar zum 3. Mal, gut 70 AnwohnerInnen mit dem BUND zu einer angemeldeten Kundgebung im Wald. Knapp 20 Kinder kamen gemeinsam mit ihren Eltern, um mit selbst gemalten Plakaten das Weiterleben der Bäume zu fordern. Ihre Parole ist: „Ohne Baum kein Lebensraum“ Über die neuen Entwicklungen, die in der Nachbarschaft viel Hoffnung verbreitete, berichteten die BUND-Vertreterinnen Sabine Höfle-Czekalla und Petra Sleiman:

Nach der Übergabe von gut 100 Unterschriften gegen die Baumfällungen im Buerschen Wäldchen an Frau Weist während der SPD-Veranstaltung zum Bürgermeisterin-Halbzeit-Gespräch hat sie die Fällungen erst einmal gestoppt. Wie vom BUND und den AnwohnerInnen gewünscht, soll nun ein externes Gutachten in Auftrag gegeben werden. Mit ihm soll geklärt werden, ob das Ausmaß der vom ZGB geplanten Baumfällungen gerechtfertigt ist. Der BUND erwartet, dass bei dem Gutachten die ökologischen Leistungen der bedrohten Bäume für das Mikroklima der angrenzenden Siedlung Berücksichtigung finden und auf „prophylaktische“ Fällungen (die Bäume könnten demnächst krank werden o.ä.) oder wirtschaftliche Erwägungen verzichtet wird.

Unabhängig davon bemüht sich der BUND selbst ein Gutachten vorzulegen. Es gibt Kontakte zu Fachleuten, die in der Vergangenheit erfolgreich für den BUND gearbeitet haben. Damit soll sichergestellt werden, dass nicht einseitig die Interessen des ZBG in die Begutachtung einfließen. Natürlich will der BUND mit Verwaltung und Bürgermeisterin im konstruktiven Gespräch bleiben.

Auseinandersetzung ums Buersche Wäldchen geht in die nächste Runde

Da der ZBG über 80 große Bäume im Buerschen Wäldchen fällen will, hat der BUND mit AnwohnerInnen seinerseits eine gutachterliche Stellungnahme in Auftrag gegeben, die zu einem anderen Ergebnis als der ZBG kommt.

Danach konnte der Gutachter bei der Zustandserfassung keine Gefahrenbäume lokalisieren. Da die Bäume noch eine ausreichende Vitalität aufwiesen, sei die Entnahme des gesamten Bestandes zwischen Weg und Gärten ein zu großer und definitiv vermeidbarer Eingriff.

Nun kommt es darauf an, dass sich Politik und Verwaltung durch dieses Gutachten zu einem Kompromiss bewegen lassen.

Das Gutachten gibt es, hier.